Leibniz-Preis für Prof. Jürgen Osterhammel
3. Dezember 2009
Bedeutendster deutscher Forschungspreis für Konstanzer Historiker
Der Historiker Prof. Jürgen Osterhammel, Lehrstuhlinhaber für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Konstanz, bekam heute von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis 2010 zugesprochen. Er ist damit einer von neun Wissenschaftlern und einer Wissenschaftlerin, die aktuell mit dem bedeutendsten deutschen Forschungspreis ausgezeichnet werden, und bereits der sechste Leibniz-Preisträger der Universität Konstanz. Mit der Ehrung ist ein Preisgeld von 2,5 Millionen Euro verbunden, das der Wissenschaftler in den nächsten sieben Jahren nach eigenen Vorstellungen für seine wissenschaftliche Arbeit zur Verfügung hat. Verliehen wird der Preis am 15. März 2010 in Berlin.
Mit seinem Buch „Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts“ stieß Jürgen Osterhammel in diesem Jahr nicht nur auf großes Interesse der Fachwelt, sondern erntete dafür auch in der bundesweiten Presse begeisterte Besprechungen. Das Monumentalwerk wird denn auch eigens in der Würdigung der Deutschen Forschungsgemeinschaft genannt. In der Begründung für die Auszeichnung heißt es, Jürgen Osterhammel habe entscheidend dazu beigetragen, die deutsche Geschichtswissenschaft für welthistorische Themen und Fragestellungen zu öffnen. Durch eine Reihe bahnbrechender Werke zur europäischen und außereuropäischen Geschichte zähle der Konstanzer Historiker zu den auch international anerkanntesten Vertretern einer neuen Form von Geschichtsbetrachtung, die die neuzeitliche Globalisierung in all ihren politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Aspekten erfasse. Dabei habe er vor allem die Bedeutung der Beziehungen zwischen Europa und Ostasien für die Entwicklung der modernen Weltgesellschaft herausgestellt. In seinen Arbeiten gelinge Osterhammel immer wieder eine meisterhafte Verknüpfung der Sozial-, Politik- und Strukturgeschichte mit der Ideen-, Wissens- und Kulturgeschichte.
Rektor Prof. Ulrich Rüdiger zeigte sich hoch erfreut über diese große Anerkennung für den Konstanzer Forscher:
„Jürgen Osterhammel war spätestens seit Erscheinen seines epochalen Werkes ‚Die Verwandlung der Welt’ einer unserer ‚heißen’ Kandidaten für weitere Ehrungen. Die Exzellenzuniversität Konstanz ist stolz auf ihren herausragenden Historiker und freut sich mit dem Fachbereich Geschichte und Soziologie über einen weiteren Erfolg nach Erringung des Exzellenzclusters ‚Kulturelle Grundlagen von Integration’. Ich gratuliere Herrn Osterhammel zu dieser verdienten Anerkennung seines herausragenden wissenschaftlichen Werkes.“
Nach dem Studium in Marburg, Hamburg, Kassel und London promovierte Jürgen Osterhammel in Kassel und habilitierte sich nach einer Station am Deutschen Historischen Institut in London schließlich in Freiburg. Nach Professuren an der FernUniversität Hagen und in Genf ist Osterhammel seit 1999 Lehrstuhlinhaber für Neuere und Neueste Geschichte in Konstanz.
Neben Jürgen Osterhammel wurden bereits fünf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Konstanz mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet: Der Philosoph Prof. Jürgen Mittelstraß (1989), der Physiker Prof. Jürgen Mlynek (1992), die Biologin Prof. Regine Hengge-Aronis (1998), die Sprachwissenschaftlerin Prof. Aditi Lahiri (2000) und der Literaturwissenschaftler Prof. Albrecht Koschorke (2003).
Der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis wird seit 1986 jährlich von der DFG für Spitzenleistungen in der Forschung verliehen. Seit Beginn des Programms sind zusammen mit den heute zuerkannten Preisen 280 Leibniz-Preise vergeben worden.